"...Passivhaus? Da darf man doch keine Fenster öffnen..." Eine Aussage die wir in den letzten Wochen oft gehört haben und immer schmunzeln mussten. Aber, das ist totaler Unfug! Natürlich darf man das, man sollte sich nur bewusst machen, was das für die Energiebilanz bedeutet. Wohnräume müssen gelüftet werden, um die feuchte und "verbrauchte" Luft aus zu tauschen. Da aber beim Öffnen eines Fensters die Wärme einfach "herausfliegt", kann man auch gleich die Euroscheine aus dem Fenster werfen. Um dieses zu verhindern, setzt man eine kontrollierte Wohnraumbelüftung ein.
Hier gibt es zwei Konzepte: die dezentrale und die zentrale Wohnraumlüftung mit Wärmetauschern. Bei der dezentralen gibt es in jedem Raum einen kleinen Lüfter. Die Wärmerückgewinning wird hier meist über Keramikelemente bewerkstelligt und die Lüfter wechseln in Zyklen ihre Laufrichtung. Dies ist mit Sicherheit eine Lösung, aber mit einem Preis ab 600,00€ aufwärts nicht ganz günstig. In einem Neubau bietet sich daher eine zentrale Anlage an. Diese wird in unserem Fall im Haustechnikraum montiert und über ein Rohrsystem wird die schlechte Luft abgeführt und neue, frische Luft zugeführt.
Das ganze funktioniert so:
In den "feuchten" Räumen wird die Luft abgesaugt. In der Regel sind dies die Badezimmer, die Küche und der Haustechnikraum. Beim "Verlassen" des Gebäudes strömt die Luft durch einen Wärmetauscher, der sich mit Hilfe der "verbrauchten" Luft erwärmt und die frische Luft im Gegenzug wieder aufwärmt. 95% der Energie werden dabei ausgetauscht. Die Luft wird gefiltert und dann in die Wohn- und Schlafräume eingeleitet. In der Regel wird so die Luft im gesamten Gebäude innerhalb von 3h einmal ausgetauscht.
Wie das so ist im Leben gibt es auch hier viele Entscheidungen und Möglichkeiten und vieles ist zu beachten.
Fangen wir einmal vorne an: Die Luft, die außen angesaugt wird, darf nicht unter 0°C den Wärmetauscher passieren. Das könnte ihn beschädigen. Die Luft sollte also vorgewärmt werden. Hierzu gibt es drei Möglichkeiten:
1. Die wohl intelligenteste Version, der Erdwärmetauscher. Er nutzt die Temperatur der Erde in einer gewissen Tiefe. Das geht über ein Rohrsystem, das auf dem Grundstück verlegt ist und durch das dann entweder die Luft oder ein Glykolgemisch geleitet wird. In der zweiten Version benötigt man noch einen weiteren Wärmetauscher, der dann diese "Wärme" der Luft zu führt. => Gute Lösung, aber... man braucht Platz, entweder auf dem Grundstück oder im Technikraum. Beides haben wir leider nicht, so mussten wir hierauf verzichten.
2. Über einen Warmwasserwärmetauscher in der Zuluft. Dieser Wärmetauscher wird dann durch die Heizungsanlage gespeist und wärmt die Luft vor. Effizient aber... mit 600,00€ für einen solchen Wärmetauscher nicht gerade kostengünstig.
3. Elektrisch, wie es bei uns nun angewendet wird. Kostengünstig in der Anschaffung und in den meisten Analagen schon enthalten. Daher haben wir uns entschieden es zunächst dabei zu belassen.
Ein Extra, auf das man auf keinen Fall verzichten sollte, ist der Sommerbypass. Er dient dazu unter bestimmten Temperaturbedingungen die Außenluft am Wärmetauscher vorbei zu leiten. So kann in den warmen Sommermonaten gezielt die kühlere Abendluft in das Gebäude geleitet werden. Hier wollen wir ja die Wärme aus dem Haus bekommen :-)
Es gibt sie auch als "manuelle" Version, meist entnimmt man dazu den Wärmetauscher und setzt ein entsprechendes Teil ein. Dieses würden wir aber nicht empfehlen. Wohin mit dem Wärmetauscher in den Sommermonaten? Und vor Allem in der Übergangszeit ein ewiges Rein und Raus...
Wie oben bereits erwähnt wird die Luft an verschiedenen Stellen gefiltert. Bei der Lüftungsanlage sollte man darauf achten, dass man die Filter regelmäßig reinigt und einmal im Jahr tauscht. Beim Auto macht man es ja auch jedes Jahr schön artig... Eine kurze Recherche im Internet zeigt, das auch diese Kosten sich in Grenzen halten. Beim Standardfilter ca. 25,00€ im Jahr. Alternativ kann man die Anlage mit einem Pollenfilter versehen. Diese sind meist teurer (ca. 70,00€). Da wir keine Allergien haben, verzichten wir auf "Laborluft".
Am Ende gibt es da noch ein Steuergerät... Je nach Hersteller muss es separat gekauft werden und hat tolle Zeitfunktionen. Ob man diese nutzen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Wir steuern unsere Anlage mit unserer Gebäudeautomation an und nutzen dazu den werkseitigen Anschluss des 3-Stufen-Schalters.
Verbaut wird bei uns eine Anlage der Firma Wolf, CWL-300. Sie hat einen Sommerbypass und die Vorheizung der Luft bei Frost bereits integriert.
In einem modernen Neubau gehört nach unserer Ansicht eine kontrollierte Wohnraumlüftung. Egal ob Passivhaus oder nicht, sie steigert den Komfort, die Luftqualität und spart wertvolle Energie. Bei korrekter Auslegung und Montage sind solche Anlagen sehr leise und fallen kaum auf. Wer allerdings sehr geräuschempfindlich ist, kann die Analge in der Nacht auch abschalten.